Erneuerung des jüdischen Gedenkplatzes in Reiskirchen
Ein Zeichen der Erinnerung an die ehemalige Synagoge
Reiskirchen. Dank des Reiskirchener Künstlers Werner Natzschka von Reiskirchen trägt der Gedenkplatz der ehemaligen Synagoge nun wieder dazu bei, die Geschichte des Ortes zu bewahren und an das jüdische Leben in Reiskirchen zu erinnern.
Seit 1982 befindet sich auf dem Parkplatz der Gemeinde Reiskirchen hinter der sog. alten Schule eine Gedenkplatte, die an die Synagoge der israelitischen Gemeinde von Reiskirchen erinnert. Im Jahr 1988 wurde ein Gedenkstein ergänzt. Unter Mitarbeit der Heimatgeschichtlichen Vereinigung Reiskirchen wurde im Jahr 2000 von dem Künstler Otto Helmich aus Saasen eine Planskizze der Synagoge an die Trafo-Station gezeichnet, um die Erinnerung an die jüdische Gemeinde zu erhalten. Durch Witterungseinflüsse war nun eine Erneuerung des Gemäldes an der Außenfassade der Transformatorenstation notwendig geworden.
Die ehemalige Synagoge von Reiskirchen
Die Reiskirchener Juden waren zunächst Mitglieder in der jüdischen Gemeinde von Großen-Buseck, erhielten jedoch 1863 eine Genehmigung zur Neugründung einer eigenen Gemeinde. Ein erster Synagogen Vorläufer befand sich im Oberdorf, im oberen Stockwerk eines angemieteten Wohnhauses. Beisetzungen fanden auf dem jüdischen Friedhof in Großen-Buseck statt. Seit 1886 befand sich die Synagoge der israelitischen Religionsgemeinde in einer umgebauten Scheune in der Schulstraße 9 auf dem Gelände zwischen der alten Schule und der Wieseck. Auch ein Badehaus muss sich einst auf dem Grundstück befunden haben, zumindest wurde dies 1881 in einem alten Brandkataster von Reiskirchen vermerkt. Im Jahr 1912 genehmigte man der israelitischen Gemeinde einen kleinen Anbau. Die damalige Planskizze des Synagogenbaus diente als Grundlage für das heutige Gemälde auf der Transformatorenstation.
Nach 1933 lebten noch 38 Menschen jüdischen Glaubens in Reiskirchen. Aufgrund der zunehmenden Kontaktverbote und wegen des wirtschaftlichen Boykotts waren im Jahr 1938 schon einige jüdischen Familien aus Reiskirchen geflohen. Am Morgen des 10. Novembers 1938 erreichte ein Sonderkommando von SA-Männern Reiskirchen, um die jüdischen Männer aus Reiskirchen festzunehmen und um die hiesige Synagoge in Brand zu setzen. Im Anschluss zog der Mob, der inzwischen von Einheimischen unterstützt wurde, zu den jüdischen Privatwohnungen. Fenster und Türen wurden demoliert, Hausrat und Waren wurden geplündert oder zerstört. Einige Gegenstände wurden zu Gunsten der Allgemeinheit beschlagnahmt und versteigert. Nach dem Anschlag begaben sich einige jüdische Familien auf die Flucht. Die letzten jüdischen Einwohner wurden 1942 aus Reiskirchen verschleppt und in Konzentrationslagern ermordet.
Die Gemeinde Reiskirchen möchte mit der Erneuerung des Gedenkplatzes daran erinnern, dass die jüdische Gemeinde in Reiskirchen einst lebendig war. „Wir wollen mit dem Gedenkort darauf aufmerksam machen, dass historische Ereignisse und die damit verbundenen Opfer nicht vergessen werden“, so Bürgermeister Tobias Breidenbach. „Mein Dank gilt Werner Natzschka für seine ehrenamtliche Arbeit und auch unserer Gemeindearchivarin Lea Palitsch, die sich dieses so wichtigen Themas angenommen hat“, betonte der Bürgermeister weiter. Die Gemeinde freute sich sehr, als sich der 79-jährige, lokale Künstler Werner Natzschka für die Gestaltung der Außenfassade zur Verfügung stellte. Als Reiskirchener Anwohner war es ihm ein besonderes Anliegen, an dem Erhalt des Gedenkortes mitzuwirken.. Weitere Projekte zum Gedenken der Reiskirchener Jüdinnen und Juden sind ebenfalls in Planung.

Bildunterschrift: Gemeinde Reiskirchen, (von links nach rechts) Bürgermeister Tobias Breidenbach, der Künstler Werner Natzschka, Gemeindearchivarin Lea Palitsch